Ankunft in Auckland
Dieser Part hat mir von Anfang an ein mulmiges Gefühl bereitet. Die Möglichkeit auf der Arrival Card etwas falsch angekreuzt zu haben oder doch etwas Essbares zu vergessen ist nach diesem langen Flug einfach sehr hoch. Ganz zu schweigen von deren Auswirkungen. Den Apfel hatte ich bereits erwähnt, er ist der Eintritt in einen Strafkatalog mit Summen ab $150-400. Mein Hauptaugenmerk jedoch lag (da ich keinen Apfel eingepackt hatte) bei meinem meldepflichtigen Outdoor-Gepäck.
Nachdem ich also an dem Vergessene-Lebensmittel-Mülleimer vorbei war habe ich den kleinen verlockenden Fehler gemacht, die elektronische Passkontrolle ohne Schlange gewählt – und somit keinen Einreisestempel in meinem Pass. Brauche ich auch nicht dank elektronischem Visum, wäre aber trotzdem schön zu haben. Danach bin ich durch das Maori Eingangstor gegangen und habe auf mein Gepäck gewartet. Der Fahrradkarton war nur leicht beschädigt und mit meinem Taschenbündel alles gut. Ein nettes Paar, das hinter mir im Flugzeug gesessen hatte, bot mir an mich mit in Richtung Stadt zu nehmen, damit ich das nicht selbst fahren muss. Als ich mein Zelt erwähnte, mussten sie jedoch leider absagen und jetzt erfahrt ihr auch warum.
Meine Schlange war zwar zuerst nicht länger als die der anderen, stellte sich jedoch als etwas mehr gebogen heraus. Ging aber trotzdem erstmal recht flott. Der Mensch der Biosecurity schaute sich meinen Zettel an und fragte noch einmal alles ab. Für meine Wanderschuhe sollte ich die Fußsohlen zeigen, kein Problem. Wenn es nur das gewesen wäre, hätte ich jetzt weiterziehen dürfen. Da ich auf die Frage, ob mein Fahrrad breite Reifen hat mit ja antwortete, wurde auch das von ihm vermerkt, genau wie mein Zelt. Nun ging es für mich hinter eine Wand. In diesem Bereich standen drei lange Metalltische, auf denen die Koffer ausgepackt werden mussten. In meinem Fall die Ortlieb Taschen. Zumindest die eine mit dem Zelt drin. Ein Beamter schnitt den Karton auf und schaute sich mein Rad an, es klang nach etwas Verwunderung was das denn ist, und etwas Neid. Danach versiegelte er ihn wieder. Mein Zelt und ich verbrachten die nächsten 10 Minuten auf getrennten Wegen. Der Beamte hat es an sich genommen und ins Labor gebracht. Was mich und mein restliches Gepäck angeht, habe ich einen Zettel bekommen wo ich es abholen kann und für das restliche Bündel ging es durch ne Kofferröhre. (Also es wurde durchleuchtet.)
In der Ankunftshalle vom Flughafen Auckland gibt es hinter dem Geldwechselschalter klein und unscheinbar ein Holzfenster. Davor steht verräterischer Weise ein Metalltisch. An diesem Fenster sollte ich klingeln und mein Zelt abholen. Soweit alles gut, bloß wurde es mir in auseinander genommenem Zustand überreicht. Und auch wenn der Tisch jetzt nicht soo klein war, mein Zelt war definitiv größer. Irgendwie ärgerlich.
Nach über 30h Flughafen- und Flugzeugluft endlich wieder draußen!
In einer Stillen Ecke zwischen Terminal und Parkplatz machte ich mein Rad wieder zu einem Fahr-Rad. Einen kurzen Schrecken bekam ich, als ich bemerkte, dass meine Schrauben-Tüte gerissen war, aber zum Glück waren alle Einzelteile noch lose im Karton. Beim nächsten mal gibt’s also mindestens ne doppelte und stabilere Tüte. Später bemerkte ich auch, dass die Pappe, mit der ich die Achse des ausgebauten Vorderrades abgedeckt hatte, durchbohrt war. Sie hat den Schriftzug etwas beschädigt und eine winzige Macke im Lack hinterlassen. Ich werde mir wohl etwas Klarlack für Autos besorgen müssen, damit die Stelle definitiv nicht rostet da ich keine Ahnung habe, wie tief der Kratzer geht.
Fertig zusammengebaut und aufgesattelt kam zufälligerweise gerade die Mullabfuhr vorbei und war so freundlich, meinen Karton direkt mitzunehmen.
Weil ich manchmal ein kleiner Troll bin, hatte ich nicht daran gedacht rechtzeitig die offline-Karte für Auckland herunter zu laden. Also gab es die erste Pause des Tages beim Warehouse, 700 m hinterm Flughafen. Denn dort gibt es WLAN. Von dort führten einige Radwege zu meiner Gastgeberin Helen, bei der ich die ersten Tage bleibe. Leider verlor ich meinen geplanten Radweg und landete auf etwas größeren Straßen. Die sich jedoch meiner Meinung nach (anders als ich im Vorfeld gelesen hatte) alle recht gut mit dem Fahrrad fahren ließen. Vor allem wenn man so ordentlich beladen ist, dass mein Rad die Blicke auf sich zieht, und Düsseldorfer Stadtverkehr gewohnt ist.
Bei Helen angekommen bekam ich (mal wieder) Käsebrot. Wir schauten gemeinsam „the Chaser“, die Britische Variante von „Gefragt – Gejagt“, und dann bin ich nach einer kurzen Dusche ins Bett gefallen. Beim Suchen meiner Dusch- und Schlafsachen hatte sich mein Zimmer in ein einziges Chaos gewandelt, was ich jedoch schnell auf das noch freie Bett verlagern durfte. Kurz nach acht Ortszeit habe ich dann geschlafen, zehn Uhr morgens in Deutschland.